Sonntag, 18. Dezember 2011

Vegetarierin

Ernährung ist bei mir ja schon seit 2 1/2 Jahren ein großes Thema. Mit dem Auszug bei meinen Eltern fand ich es einfach noch wichtiger, mich mit Ernährung zu beschäftigen, denn nun war ich ja alleine für mein Essen verantwortlich. Bio, Fleischkonsum, Tierprodukte allgemein und Regionalität waren und sind da die großen Themen.

Meine Mutter isst seit ca. 30 Jahren kein Fleisch, aber eben noch Fisch. Sie hat ein paar Jahre in Indien gelebt, wo ja eh weniger Fleisch gegessen wird und fand vor allem die Lagerung dort sehr eklig. Als Mittlere von fünf Kindern gab es zuhause eh nicht viel Fleisch, sodass sie da eh auf wenig verzichten musste.
Schon als Kind hat es mich beschäftigt, warum man denn kein Fleisch mehr isst, aber noch Fisch. Ich fand das irgendwie total seltsam, denn Tier ist ja Tier.
Nun ja - die vegetarische Ernährung war mir also nie fremd. Meine Mutter kochte viel fleischlos und sehr gerne exotisch, das mochte ich schon immer sehr. Ich hatte hin und wieder mal kurzzeitge Ekelphase, die sich aber nur auf gewisse Fleischprodukte bezogen. In der Mensa hab ich z.B. nur ganz kurz Fleisch gegessen, denn der Knorpel, der einer da im Hack begegnet ist wirklich widerlich.

Ich habe dann 2010 sehr viel gelesen und meinen Fleischkonsum noch mehr reduziert. Mal Biosalami, aber sonst ganz selten zwischendurch mal was. Ich habe unheimlich viel experimentiert. Tofu habe ich für mich entdeckt und Sojamilch wurde ziemlich schnell genau mein Ding.
Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, ob ich wohl Vegetarierin sein könnte bis ich irgendwann zu dem Punkt kam, an dem es nur noch eine Frage der Zeit war, wann ich das Fleisch von meinem Teller streichen würde. Ich bin eine Ökotante und da ist Vegetarismus nur eine logische Konsequenz.
Wenn ich was mache, dann mache ich es ganz. Ich habe also wirklich einige Tage darüber nachgedacht, ob ich das wirklich kann - Fischstäbchen waren da so eine Sache, um die ich getrauert habe. Und dann stand ich morgens auf und war Vegetarierin. Das war irgendwann im Februar 2011. Mir kommt das inzwischen schon so viel länger vor.
Seitdem fühle ich mich besser als jemals zuvor, was die Ernährung angeht. Ich habe da genau meinen Weg gefunden: Vegetarierin mit starkem Hang zum Veganismus.

Es macht mir großen Spaß, mich weiterhin mit Ernährung zu beschäftigen. Ich lese viel Blogs und Homepages, diskutiere mit Freund_innen und probiere Rezepte aus. Es geht um den eigenen Körper und der sollte uns allen wichtig sein. Aber es geht eben auch um andere Lebewesen und es gilt als menschlich, da Mitleid zu haben.

9 Kommentare:

  1. Liebe Faserpiratin,

    deine und meine Geschichte sind ja ziemlich parallel verlaufen. Ich kenne deine Gedanken so ziemlich von mir selbst. Mein "letztes Mal" Fleischessen war am 30. Dezember 2010 und mir geht es wie dir seitdem: besser als je zuvor. Allerdings kann ich (noch) den Fisch nicht lassen. Ich esse sehr selten Fisch, aber er steht noch auf meinem Speiseplan, weswegen ich mich dagegen sträube, "Vegetarierin" genannt zu werden. Aber "Pescetarierin" klingt irgendwie abgedreht und deswegen sage ich nur, dass ich kein Fleisch esse. Oftmals habe ich - besonders anderen, "richtigen" Vegetariern gegenüber - ein schlechtes Gewissen deswegen. Vielleicht führt das demnächst bei mir dann auch zum Verzicht auf Fisch. Ich kann mir sogar vorstellen, dass ich Fisch nicht so dermaßen vermissen würde wie ich es jetzt denke. Garnelen war z.B. so ein Thema: Die habe ich früher geliebt, aber nach Foers Buch "Tiere essen" ist es mir gehörig vergangen, die zu essen. Vegan zu leben kann ich mir immer noch nicht für mich vorstellen, vor allem nicht mit all den Konsequenzen, aber Milch trinke/benutze ich kaum noch, Joghurt kaufe ich alle paar Wochen ein Bio-Glas. Nur der Käse ... Ja, der Käse ... Da schlagen wohl meine französischen Ahnen bei mir durch ...
    Es ist eigentlich verrückt: Wenn man sich mit diesen Themen auseinandersetzt, kann man eigentlich gar nicht anders als irgendwann zum Veganer werden - vorausgesetzt, man ist nicht gut im Verdrängen. Früher hielt ich Veganer für seltsam, mittlerweile bewundere ich Menschen, die konsequent vegan leben. So kann man sich ändern, wenn man sich nur mal informiert!
    Für mich persönlich waren und sind auch die Umweltaspekte ein großes Thema. Mit dem Verzicht auf Fleisch kann man in Sachen Nachhaltigkeit ja schon einiges bewirken.

    Wichtig ist allerdings bei vegetarischer und veganer Lebensweise, dass man sich auch ein wenig mit Kochen auseinandersetzt (finde ich), sonst kann man sich sogar als Veganer schnell ungesund ernähren.

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  2. Das Thema Ernährung spielt in den letzten Monaten bei mir auch eine große Rolle.
    Ich setze mich endlich das erste Mal so richtig bewusst damit auseinander damit was ich so konsumiere.
    Ich esse jetzt seit gut 4 Monaten kein Fleisch und keinen Fisch mehr, also noch nicht sooo lange und muss sagen das mir die Umstellung gar nicht so schwer fällt bisher. Ich dachte wirklich mir fehlt vielleicht irgendwann was und es überkommt mich und ich muss plötzlich über ne Salami herfallen oder sowas ;)
    Aber bisher blieb das aus. Ich koche jetzt viel abwechslungsreicher als davor und achte darauf regionale Produkte, der Jahreszeit entsprechend zu verwenden.
    Aber ich bin gerade noch in der Lern und Einlesephase und es kommen fast täglich neue Erkenntnisse dazu.
    Wie mein Vorrednerin schon schrieb, irgendwie denke ich auch das man umso mehr man sich dafür interessiert und damit beschäftigt eigentlich nur auf eine vegane Ernährung irgendwann kommen kann. Wenn man erstmal die Augen dafür geöffnet bekommt was man so mit seinem Essen alles anrichten kann...oh weh ;)
    Auch wenn ich das für mich selbst jetzt noch nicht so ganz umzusetzen weiß, aber die Ansätze sind da und ich bewundere Leute die so Leben und kochen.
    Aber ich finde es jetzt schon sehr interessant wie sich der Körper durch den Verzicht auf Fleisch zum Positiven hin verändert.

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  3. Ich empfinde den Vegetarismus als unglaublich einfach. Schon allein weil der Markt darauf reagiert und uns mit vegetarischen Produkten zuschwemmt. Veganismus ist da eine andere Sache. In den abstrusesten Produkten verstecken sich z.B. Milch- oder Eipulver, die man dort niemals erwarten würde. Zudem muss man auch bei Nicht-Lebensmitteln enorm aufpassen, wie z.B. bei Schuhen, Kosmetik, etc. Ich finde daher deine Einstellung mit dem "Hang zum Veganismus" sehr verständlich. Ich versuche auch drauf zu achten, aber ohne den Zwang, perfekt sein zu wollen. :-)

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  4. @ Raine:
    "Schon allein weil der Markt darauf reagiert und uns mit vegetarischen Produkten zuschwemmt."
    - Das ist wirklich eine sehr positive Entwicklung! Vegetarismus ist immer mehr akzeptiert und gilt nicht mehr als weltfremd und seltsam. Das gilt auch für Öko und Bio. In meiner Kindheit waren solche Leute noch die "Seltsamen, die mit Jutebeutel und Jesuslatschen unterwegs waren". Heute sind Vegetarismus und Öko sogar "in" und auch wenn es oftmals den Geschmack von Modeerscheinung hat, finde ich diese Entwicklung super.

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  5. @Saltkrokanfrau: Klar, muss man sich mi kochen beschäftigen - aber das muss man als Fleischesser_in ja auch. Zumindest wenn man da gewisse Ansprüche an sich hat.

    @Thaleia: Finde ich cool, dass du auch dieses Jahr gestartet hast. Ich finde es auch immer spannend, weiter und weiter zu lesen und zu recherchieren.

    @Raine: Ich verdiene mein Geld mit Wollverkauf - alleine deshalb wird das ja mit veganem Leben bei mir nie was. Aber vielleicht mir Ernährung.

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  6. Ich habe mich auch langsam herangetastet und von 2000 bis 2002 noch Fisch gegessen. Anfangs wäre ich auch manchmal gerne schwach geworden, grade bei Leberkäs-Semmeln und krosser Hühnchenhaut. Seit 2003 bin ich Vollvegetarierin und seitdem empfinde ich es auch nicht mehr als Verzicht. Inzwischen taste ich mich so langsam an die vegane Ernährung heran. Ich weiß noch nicht, ob ich jemals die Ernährung ganz auf vegan umstellen werde, im Moment habe ich meinen Weg in diesem Zwischenzustand gefunden und komme gut damit zurecht.
    Wo ich früher in Lokalen als Vegetarier noch Probleme habe, was ordentliches zum Essen zu bekommen, so ist das heute kein Problem mehr. Deshalb denke ich, dass sich auch vegane Alternativen immer mehr durchsetzen werden. Man braucht halt Geduld und muss Nachfrage signalisieren :-)

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  7. Schon bei dem Wort "Haut" in Zusammenhang mit Nahrung gruselt es mich :-)

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  8. Also ich denke, man muss auch seinen eigenen Weg abseits der Definitionen finden. Wenn du dich vegan ernähren und bis auf die Wolle auch vegan leben würdest, wärest du für mich trotzdem eine Veganerin, Faserpiratin. Das "Problem" sind diese Schubladen, die das Denken erleichtern, aber einen dann in Erklärungsnot bringen, wenn man von der Norm abweicht. Zum Glück bin ich im Internet bisher nur auf tolerante Vegetarier und Veganer gestoßen und ich hab auch das Gefühl, dass dieses "Missionieren", das ich noch aus Teeniezeiten kenne und das ich heute noch ganz furchtbar finde, nachgelassen hat.

    @ Alruna: Vor allem Hühnchen könnte ich nie wieder essen, obwohl ich Grillhähnchen früher geliebt habe. Aber ich bin mit einem Wellensittich aufgewachsen und nach Foers Buch kam es mir beim bloßen Gedanken daran hoch ...
    Ich hatte nur ab und an Sehnsucht nach diesem "Beilagenfleisch" - also Würstchen in der Suppe (für die es zum Glück ja gute Alternativen gibt) oder Speck in der Sauce oder so.

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  9. hey ich kenn was du schreibst gerade im bezug auf deine mutter. meine war auch so, bzw. ist noch immer strickte vegetariarin und isst nochnichtmal eier. heute sagt sie, sie sei durch mich vegetrariarin geworden. nach meiner geburt hat sie kein fleisch mehr gegessen und in der schwangerschaft hat es sie vor fleisch geekelt.
    ich bin vegetrarisch dadurch aufgewachsen und wir haben ja auch in meiner kindheit in indien gelebt wodurch ich die vegetarische, ayurvedische und exotische küche sehr gut kenne. ich verstehe auch nicht wie sich jemand nicht mit kochen und ernährung auseinanderstezten will. ich tippe auch gerade an meinem werdegang zur veganerin mit dem hang zum vegetraismuss :) (endlich ne bezeichnung gefunden ;) )
    ich finde auch wichtig dass man sich mit eben genau sowas wie bio, regional und soweiter auseinandersetzt und gerade wir als junge menschen machen da einen guten schritt, wie ich finde.

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